Kritikgespräche führen_Klinikkonflikte_Klinik Coach_Ärztecoach_Heike Cobaugh

Kritikgespräche professionell führen

Das Führen von Kritikgesprächen gehört zum Führungsalltag. Viele dieser Gespräche werden leider höchst unprofessionell und ohne Vorbereitung geführt. Das Ergebnis sind meistens emotionale Auseinandersetzungen, die in einen erhitzten Konflikt münden, der alle Eskalationsstufen nach Glasl erreichen kann.

Dass solche Gespräche nicht vor Dritten und an einem ungestörten Ort stattfinden sollten (kein Telefon!), versteht sich von selbst. Je nachdem wie umfangreich oder kritisch dieses Gespräch ist, sollten Sie mindestens 30 Minuten anberaumen und vorzugsweise vorab einen Termin mit Ihrem Gesprächspartner vereinbart haben. Niemals das Gespräch zwischen Tür und Angel führen. Außerdem müssen Sie sicherstellen, dass Sie selbst nicht mehr emotional aufgeladen sind.

Gleichzeitig sollten Sie aber auch nicht zu lange warten. Eine goldene Regel besagt, dass Kritikgespräche nicht später als 24 bis 48 Stunden nach einem kritikwürdigen Ereignis beziehungsweise Verhalten stattfinden sollten. Ausnahmen sind natürlich im Klinikkontext Situationen oder Verhaltensweisen, die als lebensbedrohlich eingestuft werden können.

Inhaltliche Vorbereitung

Vor dem Gespräch sollten Sie alle Informationen einholen, die für das Gespräch wichtig sein könnten: Zahlen, Fakten, Statistiken, Gesetzestexte etc.

Strategische Vorbereitung

Wie genau wollen Sie sich während des Gesprächs verhalten? Was machen Sie bei unterschiedlichen Gesprächsverläufen? Wie wollen Sie auf unvorhergesehene Einwürfe reagieren? Je genauer Sie das Gespräch planen, desto flexibler werden Sie in Ihrem Gesprächsverhalten sein.

Die eigenen Grenzen klären

Was wollen Sie unbedingt erreichen und wo wären Sie kompromissbereit? Bei welchem Verhalten Ihres Gegenübers geraten Sie an Ihre persönlichen Grenzen und wie wollen Sie sich dann verhalten?

Die eigenen Ziele nicht aus den Augen verlieren

Damit Sie Ihre Gesprächsziele im Auge behalten, sollten Sie sich vor dem Gespräch Notizen machen und sie ins Gespräch mitnehmen.

Ihre eigene Einstellung überprüfen

Welche Einstellung haben Sie zu Ihrem Gesprächspartner? Fühlen Sie sich ihm überlegen oder vielleicht unterlegen? Sehen Sie ihn als Partner? Ihre Einstellung wird sich durch Ihre Körpersprache zeigen, daher wäre es gut, sie vorab zu überprüfen.

Keine Monologe halten, sondern kurz und knapp bleiben

Viele Menschen überdecken gerade bei Kritikgesprächen ihre Nervosität durch lange Monologe. Doch speziell in diesen Situationen ist es wichtig, schnell auf den Punkt zu kommen. Nutzen Sie dazu Ihre Zieleliste.

Unterbrechen ist erlaubt

Grundsätzlich sollten Sie Ihren Gesprächspartner ausreden lassen. Sollte er jedoch zur Kategorie der Vielredner gehören, ist es durchaus legitim, ihn zu unterbrechen, zum Beispiel mit „Das ist jetzt genau das richtige Stichwort! Lassen Sie mich daher …“

Nennen Sie ihn/sie beim Namen

Die meisten Menschen hören gern ihren eigenen Namen. Streuen Sie ruhig ab und zu ein „Ja, Herr Schmidt“, „Das sehe ich genauso, Frau Meier“ ins Gespräch, das schafft eine positive Atmosphäre.

Am Schluss steht immer eine Vereinbarung

Beenden Sie das Gespräch nicht, ohne das Vereinbarte zusammenzufassen und etwaige weitere Schritte zu benennen. Legen Sie mit Ihrem Gegenüber auch genaue Verhaltensänderungen sowie mögliche Zeitfenster fest, in denen die Veränderungen greifen sollen. Je nach Situation kommunizieren Sie an diesem Punkt auch, welche Konsequenzen Sie anderenfalls ergreifen würden. Und seien Sie bereit, sie im Ernstfall auch durchzuführen, sonst haben Sie in Zukunft auch noch ein Glaubwürdigkeitsproblem …

Weitere Informationen zu den Themen Selbst- und Mitarbeitermotivation finden Sie hier:

Standard Reaktionen auf Kritik

Was ist eigentlich ein Konflikt?

Video: Wie Sie konstruktiv Kritik äußern