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Feedback geben: „Was haben Sie denn da wieder für einen Mist gebaut?!“

 

Feedback geben: „Was haben Sie denn da wieder für einen Mist gebaut!“ oder Die Kunst der Rückmeldung

Jeder tut es, gewollt oder ungewollt. Ob wir wollen oder nicht, selbst wenn wir schweigen, geben wir Rückmeldung. Wie Paul Watzlawick, der berühmte Psychotherapeut, Kommunikationswissenschaftler und Autor schon sagte, „Man kann nicht nicht kommunizieren“.

Kommunikation ist reflexiv und besteht aus einem System von Rückkoppelungen. Wir senden etwas aus (sprachlich und/oder körpersprachlich) und bekommen daraufhin eine Reaktion. Gleichzeitig reagieren wir nicht nur auf Kommunikation, sondern wir interpretieren das, was wir „wahrgenommen“ haben und dann erst reagieren wir.  Wobei unsere Interpretationen immer subjektiv sind und fast immer eine Rekonstruktion dessen sind, was „wirklich“ gesagt wurde. Letztendlich heißt das, es gibt in der Kommunikation keine „objektive Sicht“.

Im Grunde besteht unsere Welt aus dem, was wir deuten, interpretieren und konstruieren.

Trotzdem ist es gerade im beruflichen Kontext wichtig zu versuchen eine „objektive“ Rückmeldung, bzw. Feedback zu geben.

Kritisches Feedback geben die meisten von uns ungern, aus Angst vor unangenehmen Konfrontationen. Gleichzeitig schaffen wir es immer wieder, aus der Situation heraus, manchmal auch aus der Emotion heraus, „unprofessionelle“ Rückmeldungen zu geben, z.B. im Klinikalltag:

  1. Bei Visite vor versammelter Mannschaft
  2. In Teambesprechung fühlt sich jemand kompromittiert – Ein Teamgespräch endet mit unangenehmen Spannungen, weil eine Kollegin die Argumente als persönlichen Affront gegen ihre Person versteht..

Feedback ist eine wichtige Dimension menschlicher Kommunikation. Es ist ein Orientierungs- und Steuerungsinstrument und kann zu einem permanenten Verbesserungsprozess führen, tut es aber nicht zwangsläufig… Gleichzeitig gibt es gerade im beruflichen Kontext immer wieder Situationen oder Verhaltensweisen, die Kritikwürdig sein können.

Feedback sollte nie die Aufgabe haben, die Persönlichkeit meines Gegenübers zu beeinflussen oder zu demontieren, sondern sollte vielmehr die Art der Zusammenarbeit verbessern.

Negative Nebenwirkungen eines „unprofessionellen“ Feedbacks:

  • Herabsetzung
  • Demütigung
  • Unfaire Attacke
  • Abwertung

Führt zu:

  • Mitarbeiter praktizieren „Soviel Leistung wie möglich und nicht mehr“
  • Als Führungskraft verliert man von den Mitarbeitern langfristig Respekt und Loyalität
  • Die persönliche „Abstumpfung“ steigt
  • Mitarbeiter arbeiten weit unter ihren persönlichen Leistungsgrenze
  • Gerüchte nehmen zu
  • usw…

Um ein gutes Feedback zu geben bedeutet vor allem jegliche Art von Abwesenheit von Abwertung, Herabsetzung und Demütigung.

Ein erfolgreiches Feedback setzt neben theoretischen und praktischen Kenntnissen eine wohlwollende innere Grundhaltung voraus.

Die Effektivität eines Feedbacks hängt nicht nur vom Sender ab, sondern auch vom Empfänger. Ein Feedback kann noch so professionell vorbereitet und formuliert sein, wenn der Empfänger nicht zum Empfang bereit ist,  kann es trotzdem zu negativen Reaktionen kommen. Die  Wirkung meiner Kommunikation entsteht immer beim Empfänger, je nachdem wie er oder sie es aufnimmt. Nachrichten fallen wie unbekannte Samen auf einen Boden. Ob daraus eine kostbare Blume wird oder ein Unkraut, hängt vom Boden ab.

Regeln des „guten“ Feedbacks:

  • Ich-Aussagen
  • Über Wahrnehmung berichten, „Ich habe dann gehört, wie Sie…“
  • Aussagen über die Wirkung bei einem Selbst machen, „Ihr Verhalten hat mich sprachlos gemacht…“
  • Wünsche der Veränderung geben, „Das nächste Mal erwarte ich, dass Sie…“. Sprechen Sie nicht primär über das  Problem, sondern bieten Sie auch eine Lösungsmöglichkeit an (sollte aber auch  umsetzbar sein bzw. realistisch)
  • Zeitnah Feedback geben
  • Auf negative Rückmeldung vorbereiten (Was machen Sie, wenn der Empfänger negativ reagiert?)
  • Auf den Punkt kommen
  • Worte wie „Sie müssen… Sie sollten…“ vermeiden, führen bei dem Empfänger meistens nur zu Blockaden.
  • Einen ungestörten Ort aufsuchen (Feedback nicht vor Dritten)

Aber grundsätzlich gilt: Egal wie professionell Sie ein Feedback geben, es gibt keine Garantie, dass die kritisierte Person mit dem Feedback umgehen kann. Sie kann sich trotzdem verletzt oder ungerecht behandelt fühlen. Und grundsätzlich sind solche Situationen selten angenehm oder leicht. Wenn Sie also nach einer Lösung suchen, ohne „negative Gefühle“ auf der einen oder beiden Seiten, so werden Sie diese Lösung voraussichtlich nicht finden…

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