Mut_Klinikkonflikte_Klinik Coach Heike Cobaugh

Frauen brauchen oft Mut um auch einmal vorne zu stehen…

Viele Frauen können ja ganz gut kommunizieren. Darüber wurden schon viele Bücher geschrieben. Angeblich sind wir kommunikative Wesen. Frauen scheuen sich auf jeden Fall selten, viel zu kommunizieren. Doch das sieht oft ganz anders aus, wenn sie vor Gruppen sprechen müssen. Am besten noch einen Vortrag halten müssen. Dann verlässt sie meistens jeglicher Mut. Auch im beruflichen Umfeld, sind sie in Besprechungen, insbesondere bei denen viele Männer anwesend sein, eher ruhig. Natürlich könnte man jetzt sagen, die Männer sind schuld, weil sie sich immer so in den Vordergrund drängen. Doch ich finde, da machen wir es uns zu einfach. Wir tragen oft auch unseren Anteil dazu bei, wenn wir nicht gehört werden. Und Männer haben sich einfach nur daran gewöhnt, dass in solchen Fällen von Frauen meistens weniger kommt. Natürlich sind sie auch nicht immer unbedingt böse darüber. Und sind dann manchmal auch überrascht, wenn auf einmal eine Stimme aus dem „Off“ kommt.

Angst vor kritischen Reaktionen

Auch wenn es um das Äußern von kritischen Beiträgen in Meetings geht, sind Frauen eher zurückhaltend. Gleichzeitig ist es nicht unbedingt so, dass sie nichts zu sagen hätten. Sie tun es nur nicht zu diesem Zeitpunkt. Dafür aber umso öfter danach. Nicht wahr, meine Damen?

Das hat oftmals verschiedene Ursachen. Es kann damit zu tun haben, dass sie die Reaktionen, besonders kritische Reaktionen anderer fürchten. Sie befürchten auch nicht kompetent zu wirken. Manchmal ist es ihnen schlichtweg peinlich, von so vielen Menschen angeschaut zu werden, bewertet und eventuell sogar verurteilt zu werden. Was, wenn sie keinen perfekten Auftritt liefern? Was, wenn andere sie nicht sympathisch finden? Sehen sie momentan überhaupt gut aus? Was, wenn kritische Fragen kommen, auf die sie keine Antwort finden und so weiter. Ihnen fehlt schlicht und ergreifend der Mut. Schon allein der Gedanke vor eine Gruppe zu treten, verursacht vielen schon Übelkeit und Angstzustände, wie zum Beispiel zitternde Hände und Stimme, Schweißausbrüche bis hin zu Sprachausfällen.

Das Gleiche passiert bei Rollenspielen. Die meistens Frauen würden lieber barfuß über glühende Kohlen gehen, als in einem Rollenspiel mitzumachen. Und immer geht es darum, was andere von ihnen denken könnten. Das irgendwelche Mängel zum Vorschein kommen könnten. Wenn dann auch noch, im Vorhinein, eventuell negative Erfahrungen gemacht wurden (zum Beispiel negative Kommentare), ist es fast schon unmöglich, sie dazu zu bewegen, es noch einmal zu versuchen.

In meinen Rhetoriktrainings begegne ich immer wieder Frauen, die schon am Anfang eines Vortrages in Tränen ausbrechen und den Saal am liebsten fluchtartig verlassen würden. Doch wie soll, gerade im Berufsleben, jemand auf ihr Wissen und Können aufmerksam werden, wenn sie sich nicht einmal trauen, es öffentlich zu zeigen. Auch einmal sozusagen im Scheinwerferlicht zu stehen?

Sobald der Spot dann aber aus ist oder die Besprechung vorbei ist, haben Frauen wieder ganz viel zu sagen. Besonders über die anderen Redner. Wie die wirkten, was die konnten, wie die aussahen…Und nicht alles ist besonders positiv. Doch das ist ein anderes Thema…

Der eigenen Stimme Raum geben

Mit meiner nunmehr über 30jährigen Berufs- und Beratungserfahrung bin ich jedoch der Meinung, dass gerade den Mut zu haben, auch öffentlich der eigenen Stimme Raum zu geben, eine Selbstbewusstseinsstärkende Maßnahme sein kann. Man muss nicht gleich zu einer „Rampensau“ werden, so wie ich sicherlich eine bin, aber man sollte auch nicht davor zurückscheuen. Den Mut haben, dass zu sagen und zu teilen, was man zu sagen und zu teilen hat.

Eigen-PR ist wichtig

Zu viele Frauen stellen ihr Licht unter den Scheffel und erwarten gerade im Berufsleben, dass wenn sie nur still und fleißig vor sich hin arbeiten, sie schon jemand bemerken und vielleicht auch mit einer Beförderung belohnen wird. Doch so funktioniert das meistens nicht. Hier greift eher das Prinzip: Tue Gutes und rede darüber. Eine Portion Eigenlob ist an der einen oder anderen Stelle angebracht. Im Berufsleben spielt Eigen-PR eine wichtige Rolle, wenn man vorankommen möchte. Wenn Sie also beruflich Karriere machen möchten, dann lernen Sie vor und zu Gruppen  zu sprechen. Lassen Sie hören, was Sie zu sagen haben.

Live ist nicht gleich Facebook

Ich rede hier nicht vom Schreiben eines Blogs und anonymisierten Kommentaren in Sozialen Netzwerken. Ich rede von Live-Gelegenheiten, wo reale Menschen vor Ihnen sitzen. Natürlich können Sie trotzdem noch zusätzlich Ihre Meinung in einem Blog verbreiten und in sozialen Netzwerken aktiv sein. Aber gerade die Jüngeren unter Ihnen, bitte verwechseln Sie ein Facebook-Like für einen geteilten Inhalt oder ein gephotoshopptes Foto von sich selbst nicht mit realer live Anerkennung. Es ist sicherlich ein Nice-to-have, aber lassen Sie es nicht zu einem Must-have werden. Das macht nur neurotisch.

Wenn Ihnen das öffentliche Sprechen schwer fällt, dann investieren Sie in entsprechende Weiterbildungen, die Ihnen unterschiedliche Techniken vermitteln, wie Sie selbstsicher und kompetent vor Gruppen sprechen können.

 

Hilfreiche Informationen:

Video: Wie Sie Ihren inneren Perfektionisten besser in den Griff bekommen

Video: Umgang mit Lampenfieber & Redeangst

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Was steckt hinter Redeangst?