Führungskräfte in Kliniken sind selten fit für Konflikte
Ich bin seit über 25 Jahren Coach und Mediatorin in deutschen Kliniken. Davor war ich auch mehrere Jahre in den USA tätig.
Seit vielen Jahren bin ich spezialisiert auf das Thema: Führung und Konflikte. Natürlich weiß ich, dass es auch in anderen Branchen Konflikte gibt. Doch meine Welt sind nun einmal die Kliniken. Und dort fehlt den meisten Führungskräften ein professioneller Umgang mit Konflikten. Da ist es egal, ob wir von einer Stationsleitung, einer Bereichsleitung, einem Oberarzt, einem Chefarzt oder einem Kaufmännischen Direktor reden. Und je diverser das Umfeld wird, der Personalmangel sich zuspitzt, die Regularien der Regierung/Kassen zunehmen, desto mehr Konflikte gibt es.
Doch meistens gehen die Führungskräfte mit Konflikten auf vier Arten und Weisen um:
- Sie ignorieren Konflikte: die Mitarbeiter sind erwachsen und sollen das selbst regeln.
- Sie hauen drauf: Ich sage den Mitarbeitern, wie es jetzt zu laufen hat.
- Sie haben Angst vor Konflikten: Ich tue jetzt mal so, als wollten alle das Beste fürs Team…
- Sie sind hilflos: Ich führe mal ein Gespräch., bin aber nicht vorbereitet, und die Hoffnung stirbt zuletzt…
Bei Mitarbeitern sieht es nicht anders aus. Nur mit dem Unterschied, dass sie bei Konflikten sich zusätzlich noch Verbündete suchen, mobben, den anderen totargumentieren, tratschen, nachtragend sind, sich krankmelden und selten einen Konflikt selbst lösen… Und eventuell irgendwann kündigen.
Konflikte werden oft ignoriert
Nach all den Jahren verstehe ich immer noch nicht, warum Konflikten nicht mehr Aufmerksamkeit gewidmet wird. Warum Führungskräfte nicht fit gemacht werden in Konflikten? Natürlich ist das aufwendig, teilweise kostenintensiv und auch die Führungskräfte sind selten begeistert.
Aber, besonders in diesen Konflikträchtigen Zeiten bringt eine Investition vorab mehr, als wenn man erst aktiv wird, nachdem ein Konflikt schon eskaliert ist. Letztendlich gehören Konflikte zu einem Führungsalltag dazu. Also warum nicht Führungskräfte entsprechend fit machen und Mitarbeitern helfen Konflikte zu be- und verarbeiten?
Auch wenn ich persönlich genug zu tun habe, kann ich doch behaupten, dass die meisten Kliniken sehr lange warten, bevor sie sich Konflikten widmen. Bevor sie vielleicht auch die Hilfe eines externen Konfliktberaters, wie ich es bin, in Anspruch nehmen. Meistens ist es dann schon sehr spät. Und gleichzeitig ist der Anspruch immer sehr ähnlich: Mit wenigen Gesprächen oder einer ein- bis zweitägigen Führungs- oder Mitarbeiterschulung das Problem lösen…
Wo immer Menschen miteinander arbeiten (und leben) wird es Konflikte geben. Und so lange Kinder in Schulen nicht lernen mit Konflikten umzugehen, sollten wir wenigstens im Berufsleben nicht so tun, als gäbe es keine…