Wenn wir ausbrennen…

Als Coach für Führungskräfte habe ich mit Leistungsträgern zu tun. Oft kommen sie zu mir, weil sie noch mehr, bessere oder effizientere Leistung bringen wollen. Oder, weil sie merken, dass sie mit dem hohen Maß an „geforderter“ Leistung nicht mehr zu Recht kommen. Dabei ist es egal, ob diese Leistung von anderen gefordert wird, oder sie diese von sich selbst fordern. Da ist der Schritt zu einem Burnout-Syndrom oft nur noch ein kleiner. Daher mein Bedürfnis, heute mal einen etwas umfangreicheren Beitrag darüber in meinem Blog zu veröffentlichen.Burnout oder Ausgebranntsein ist mittlerweile in allen sozialen Gruppen verbreitet. Vom Schüler bis zum Rentner. Vom Akademiker bis zum Arbeitslosen. Trotzdem werden die Symptome oft nicht erkannt oder ignoriert. Was genau ist ein Burnout und wie erkennt man es?

Im Pschyrembel, dem klinischen Wörterbuch, wird Burnout wie folgt beschrieben:

„Ein Burnout-Syndrom (engl. (to) burn out: „ausbrennen“) ist ein Zustand ausgesprochener emotionaler Erschöpfung mit reduzierter Leistungsfähigkeit, das als Endzustand einer Entwicklungslinie bezeichnet werden kann, die mit idealistischer Begeisterung beginnt und über frustrierende Erlebnisse zu Desillusionierung und Apathie, psychosomatischen Erkrankungen und Depression oder Aggressivität und einer erhöhten Suchtgefährdung führt.“

Wer ausgebrannt ist, dem hilft auch ein Urlaub nicht, der kann nicht ab- noch zurückschalten.

Symptome

Typische Burnout-Symptome können sein:

Lustlosigkeit, Gereiztheit,
Gefühle des Versagens,
Angst, nicht mehr den Anforderungen gewachsen zu sein,
mangelndes Interesse am Beruf oder Aufgabenbereich,
permanente Müdigkeit,
Schlafstörungen,
Konzentrationsstörungen,
Verzweiflung bis hin zu Hoffnungslosigkeit,
Depressionen,
chronische Motivationslosigkeit,
Stimmungsschwankungen und
körperliche Beschwerden wie Kopf- und Rückenschmerzen, Magen-, Darm-Beschwerden.

Menschen, die unter Burnout leiden ziehen sich typischerweise von Kollegen, Kunden, Freunden und Bekannten zurück. Sie isolieren sich selbst sozusagen.

Das Schlimme am Burnout ist, dass es ein schleichender Prozess ist.

Am Anfang hat man vielleicht nur das Gefühl nicht genug Zeit für sich selbst zu haben. Man lädt sich eine Arbeit und Verpflichtung nach der anderen auf. Meistens mutet man sich mehr zu, als „man tragen kann“. Die erschöpften Kraft-und Energiereserven können nicht mehr genügend aufgeladen werden. Das Wochenende und Urlaube reichen dafür nicht mehr aus.

In der nächsten Phase kommen oft chronische Müdigkeit, Stimmungsschwankungen, Ärger, Angstgefühle, Schlafstörungen und Erschöpfungszustände hinzu.

Reizbarkeit bis hin zu Aggression nimmt zu. Das Gefühl ausgeliefert zu sein und nichts mehr auf die Reihe zu bekommen nimmt auch zu.

Man zieht sich zurück und Selbstzweifel und körperliche Beschwerden treten vermehrt auf. Hobbys verlieren an Attraktivität und oftmals nimmt der Alkoholkonsum zu, denn er scheint beim „Abschalten“ zu helfen. Aufputschmittel wiederum helfen, um den geistigen und körperlichen beruflichen Anforderungen gewachsen zu sein. Es folgt ein Gefühl der inneren Leere. Manche, besonders Frauen, versuchen diesem Gefühl durch exzessives Einkaufen zu begegnen, was wiederum zu Schuldgefühlen führt.  

Innere und äußere Ursachen

Es gibt innere und äußere Ursachen, die zum Burnout führen können. Z.B. die immer größeren und höheren Anforderungen am Arbeitsplatz, eventuell noch gekoppelt mit einer generellen Existenzangst, welche auch stark durch die Medien (z.B. Finanzkrise) geschürt werden können.

Aber auch Persönlichkeitsmerkmale spielen eine tragende Rolle und sind wahrscheinlich als noch wichtiger einzustufen. Welche Menschen sind mehr gefährdet?

Menschen mit überzogenem Ehrgeiz

Menschen, die alles perfekt machen und haben wollen

Menschen, die nicht Nein sagen können

Menschen mit einem ausgeprägten Helfersyndrom

Menschen mit mangelnden Stressbewältigungsmechanismen

Hier eine Meldung des Bundesverbandes der Betriebskrankenkassen  aus dem Jahr 2008:

„Weil sich immer mehr Arbeitnehmer wegen Stress, Ängsten und psychischer Belastung krankmelden, entstehen der deutschen Volkswirtschaft einer Studie zufolge jährlich 6,3 Milliarden Euro Schaden.“

Für die Wirtschaft ein immenser Schaden, für die Menschen ein schweres Schicksal.

Meiner Meinung nach kann da nur mehr Aufklärung und eine Ent-Tabuisierung bzgl. Burnout helfen. Was aber auch bedeutet, dass Unternehmen und „Hilfe-Leister“ stärker zusammenarbeiten müssen. Die Umstrukturierung von Arbeitsprozessen, der offene Dialog und der verstärkte Fokus auf Prävention sind eine logische Schlussfolgerung. Momentan ist der Einzelne noch sehr auf sich allein gestellt…

Oftmals kann der Besuch einer Selbsthilfegruppe ein erster Schritt sein. Eine gute Anlaufstelle ist da Die Nationale Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen (NAKOS)

http://www.nakos.de/site/

Sollten Sie selbst unter Burnout-Symptomen leiden, zögern Sie nicht, sich Hilfe zu suchen. Sollten Sie Arbeitgeber sein, zögern Sie nicht, mit Ihren Mitarbeitern über Burnout zu sprechen.

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