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Wie komme ich durch scheinbar hoffnungslose Zeiten?

(Transkript zur gleichnamigen Podcast-Folge auf Coach-to-go)

Es ist ja momentan eine ganz komische Zeit. Wir haben jetzt fast ein ganzes Jahr Corona hinter uns. Und heute? Anfang Januar sieht es ja erst einmal nicht so viel besser aus. Gut, es gibt anscheinend einen Impfstoff. Es gibt Hoffnung am Ende des Tunnels. Und trotzdem ist so ein fast ganzes Jahr mit diesem Ausnahmezustand schon etwas, was sehr Kräftezehrend ist und auch sehr ermüdend sein kann. Und so schreibe ich heute einmal darüber, was durch solche Zeiten helfen kann.

Corona trifft uns alle irgendwie…

Also Fragen oder Methoden, die ich anwende, da ich als Selbstständige natürlich auch sehr betroffen durch Corona bin. Bei mir äußert sich das in wegbrechenden Aufträgen und oftmals hingehalten zu werden. In Versprechungen, die nicht eingelöst werden und dadurch eine gewisse Unsicherheit. Das löst manchmal auch bei mir Hoffnungslosigkeit aus.

Und ich denke, das können viele nachvollziehen. Bevor ich aber in das Thema einsteige, möchte ich klarstellen, dass wenn ich von Hoffnungslosigkeit spreche, dann meine ich natürlich nicht Umstände, wo Menschen betroffen sind, die vielleicht an einer unheilbaren Krankheit leiden oder ganz massive persönliche Schicksalsschläge zu erleiden haben.

Ich möchte mich jetzt darüber nicht hinwegsetzen oder sagen, es gibt ganz einfache Methoden, um da durchzukommen. Das wäre sicherlich auch vermessen, so etwas zu tun. Das ist immer ganz individuell. Und trotzdem glaube ich und weiß ich auch aus eigener Erfahrung, dass selbst bei sehr, sehr schweren Schicksalsschlägen, wo wir das Gefühl haben, wir haben keinerlei Kontrolle mehr, gibt es doch etwas, was wir versuchen können zu kontrollieren. Und das ist natürlich unser Innenleben, um dann mit dem, was das Leben uns kredenzt, einfach besser umzugehen.

Akzeptanz statt Widerstand

Und genau darüber möchte ich heute sprechen und das möchte ich gerne mit dir teilen. Der erste Punkt, der ganz hilfreich ist, aufzuhören mit dem Widerstand gegen die gegenwärtige Situation. Aufzuhören mit der Situation zu hadern und in solchen Fragen zu verharren wie: Warum ist das so? Warum passiert das mir? Das ist nicht gerecht!  Oder der Ansicht, dass es anders sein sollte und müsste. Sondern stattdessen zu akzeptieren, dass es so ist, wie es ist. Es ist jetzt so und ich habe nur ein ganz geringes Maß an Kontrolle. Was nicht heißt, dass ich nichts tun kann und auch nichts tun sollte. Aber einfach anzuerkennen, dass es jetzt eine Zeit ist, wo viele normale Mechanismen einfach nicht greifen.

Finde einen Sinn

Das Zweite, was wir Menschen sicherlich auch brauchen in solchen Zeiten ist, dass wir irgendwie einen Sinn darin finden. Wir sind Sinn-getriebene Wesen und wir wollen, dass das was uns widerfährt einen Sinn hat. Aber wie? Wie bekomme ich einen Sinn? Indem ich gewisse Zusammenhänge herstelle. Indem ich eine Bedeutung in dem finde, was da passiert? Und für mich ist das immer wieder hilfreich, wenn ich mich frage, was könnte der Sinn darin sein? Hilfreich ist es dann auch, mir bewusst zu machen, dass es trotzdem vieles gibt, für das ich dankbar sein kann. Sozusagen die Augen aufzumachen, mich bewusst umzuschauen und zu sehen, was trotzdem auch gut in meinem Leben ist. Also auch der Freude einen Raum zu geben und der Dankbarkeit einen Raum zu geben.

Wo stehst du denn gerade?

Es gibt desweiteren einige Fragen die helfen können, wenn es darum geht, einzuordnen wo man gerade steht. Die erste Frage klingt vielleicht erst einmal etwas dramatisch, kann aber sehr hilfreich sein, um einen Perspektivenwechsel herzustellen. Und die Frage lautet: Hätte es noch schlimmer kommen können? Oftmals stellen wir fest, dass es vielleicht gar nicht so dramatisch ist oder es noch schlimmer sein könnte, aber nicht ist.

Eine weitere Frage, die mir hilft:  Wofür könnte diese Phase jetzt gut sein? Was ist etwas, was mir diese Phase auch bringt? Wenn ich da wieder bei mir schaue,  kann ich sagen, mir bleibt wieder Zeit für Kreativität.  Die ist für mich auch wichtig, da sie mir Erfolgserlebnisse beschert, die mir vielleicht jetzt im beruflichen Kontext fehlen. Vielleicht hast du jetzt auch mehr Zeit für die Familie, auch wenn diese manchmal natürlich anstrengend sein kann, so ist es doch grundsätzlich was Positives, diese gemeinsame Zeit zu haben. Also frage dich einfach mal: Wofür könnte diese jetzt schwierige Phase auch gut sein? Das gibt dem Ganzen eine andere Bedeutung.

Du hast schon vieles durchgestanden

Wenn du dich vielleicht besonders schwach und hilflos fühlst, kann es auch gut sein, mal in die Vergangenheit zu schauen und dich zu fragen: Was habe ich schon alles in der Vergangenheit gemeistert und bin auch nicht untergegangen? Das wäre ein Fokus auf den Ressourcen und die Stärken, die du schon besitzt.

Also auch mal zu schauen, was du schon alles in deinem Leben gemeistert hast und es ist dann auch weitergegangen. Weitergehen tut es doch letztendlich immer. Vielleicht nicht in der Form, wie du dir das vorgestellt hattest, vielleicht sogar besser als du dir vorgestellt hattest.

Was brauchst du jetzt?

Die nächste Frage, die hilfreich sein kann: Was kann mir helfen, das, was jetzt passiert, zu verkraften? Sind das Gespräche mit Freunden? Vielleicht  über  Facetime oder Zoom/Skype, oder einfach nur über das gute alte Telefon? Ist das Literatur? Sind das gute Vorträge?

Heutzutage hat man ja viele Möglichkeiten. Doch achte gerade jetzt darauf, was du dir zu Gemüte führst. Wenn ich mir zum Beispiel das Fernsehprogramm heutzutage anschaue, habe ich das Gefühl, es gibt außer Krimis und Doku-Soaps bei uns fast gar nichts mehr. Außer haufenweise Talkshows und Reportagen über Corona.  Also auch da mal ein bisschen aufpassen, mit was du deinen Geist fütterst.

Lebenslanges Lernen

Eine weitere konstruktive Frage wäre: Was kann ich jetzt schon aus dieser Situation lernen? Was lerne ich über mich? Was lerne ich über das Leben? Was lerne ich über andere? Wenn du positive Dinge findest und die wirst du finden, dann denke darüber nach, wie du diese Erfahrung für dich erhalten kannst. Wir haben oft die Tendenz, schwierige Situationen und Dinge zu verdrängen, statt aus ihnen zu lernen.  Vielleicht macht es für dich Sinn, gerade in diesen Zeiten mal ein Lerntagebuch zu führen auf dass du in späteren, schwierigen Zeiten zurückgreifen kannst.Denn seien wir mal ehrlich, das Leben besteht doch ganz oft aus unterschiedlichen Krisen und unsere Aufgabe ist es, glaube ich, daran zu wachsen und aus diesen Krisen zu lernen.

Neue Prioritäten?

Vielleicht ist jetzt auch die Zeit um Prioritäten neu zu setzen und in diesem Zusammenhang auch mal neue Dinge auszuprobieren. Vielleicht etwas Kreatives oder Handwerkliches, was du schon immer einmal ausprobieren wolltest. Vielleicht ist jetzt die Zeit, das einfach mal anzugehen. Damit vermeidest du auch in eine ungesunde Passivität zu verfallen. Du kannst dir damit auch kleine oder vielleicht auch große Erfolgserlebnisse verschaffen, die dir sonst fehlen. Oder einfach nur Freude am tun haben.

Komm in Bewegung

Besonders wichtig in diesen Zeiten ist es in Bewegung zu kommen. Mit  Bewegung meine ich nicht nur mentale Bewegung, sondern auch körperliche Bewegung. Also für mich bedeutet das, dass ich aufs Laufband gehe. Und auch wenn mir das am Anfang meistens keine Freude macht, so bin ich aber nicht unbedingt der Mensch, der durch die Natur läuft. Aber vielleicht bist du so ein Mensch und findest dort Ruhe,Inspiration und Bewegung. Und es ist nachgewiesen, dass wenn wir unsere Beine bewegen, dann bewegen wir auch unseren Geist. Oder vielleicht ist es für dich Yoga oder Feldenkrais, oder etwas ganz anderes.

Visionen, Träume und Pläne

Auch wenn die Zeiten momentan nicht leicht sind, erlaube dir einmal ganz neu zu denken. Entwickle trotzdem Visionen, schmiede Pläne, träume. Nur weil es nicht leicht ist, heißt nicht, dass es sich nicht lohnt, auch in diesen Zeiten mental solche Wege zu beschreiten.

Und wer weiß, was in sechs Monaten ist? Niemand weiß das. Der Mensch braucht Hoffnung, also erlaube dir zu träumen und zu planen. Und vielleicht auch jetzt schon die ersten Schritte in Richtung deiner Träume zu machen. Es müssen keine großen Schritte sein. Hauptsache du hast das Gefühl, es bewegt sich etwas.

Hände weg von Suchtmitteln

Achte gerade jetzt auf deinen Konsum von Suchtmitteln.  Ich schaue in meinem Umfeld und habe das Gefühl, dass viele jetzt mehr trinken und/oder mehr essen. Auf jeden Fall liegt die Betonung auf mehr. Vielleicht denkst du ja auch: Jetzt erst recht! Du hast dir das verdient oder brauchst es zur Entspannung. Sei einfach vorsichtig, denn Suchtmittel haben die Tendenz sich einzuschleichen und bevor du dich versiehst, bist du abhängig. Stattdessen denke lieber darüber nach, was du deinem Körper Gutes zuführen könntest. Das wird dich auch resilienter machen. Gute Ernährung und Bewegung steigern die Resilienz. Das ist nachgewiesen.

Wenn es mehr als nur hoffnungslos ist…

Am Ende dieses Artikels möchte ich noch eins anmerken: Es gibt ein hoffnungsloses Gefühl, welches auf dem basiert, was jetzt momentan los ist um dich herum. Es gibt aber auch ein hoffnungsloses Gefühl, das basiert auf einer Depression. Und wenn du für dich das Gefühl hast, dass du in eine depressive Phase rutscht, dann ist es sicherlich wichtig, dir Hilfe zu suchen. Natürlich ist es momentan nicht immer einfach sofort Hilfe zu bekommen, doch eine gute erste Anlaufstelle ist dein Hausarzt. Außerdem gibt es auch Online-Angebote und Selbsthilfegruppen, an die du dich wenden kannst, wenn du merkst, dass du alleine nicht mehr aus der Hoffnungslosigkeit raus kommst. Schäme dich nicht diesen Weg zu gehen. Es geht vielen Menschen so, doch leider sprechen die wenigsten darüber.  Und wenn du meine Hilfe brauchst, dann melde dich einfach bei mir.

Ich freue mich von dir zu hören und vielleicht magst du das eine oder andere mit mir teilen. Das würde mich sehr freuen. So, für heute wünsche ich dir viel Kraft und trotzdem Zuversicht und hoffe, dass mein kleiner Artikel dir geholfen hat, mit diesen vielleicht für dich scheinbar hoffnungslosen Zeiten besser umzugehen. Mach’s gut und bis zum nächsten Mal.

Hilfe findest du hier:

Suche nach einem Psychotherapeuten mit dem Patientenservice der Kassenärztlichen Bundesvereinigung unter:

Tel.: 116117 (ohne Vorwahl, einfach anwählen)

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