Das ausgebrannte Unternehmen
Erste Burnout-Symptome bei sich selbst und anderen schneller erkennen
Mein Kurz-Artikel; geschrieben für das KU online Magazin im Juni 2011
„Es ist nicht der berufliche Stress, der einen krank macht,
sondern die Verdrängung von Gefühlen.“
Richard O.
Warum sind mittlerweile so viele Mitarbeiter in deutschen Unternehmen ausgebrannt? Liegt es an der schnelllebigen Zeit, an den immer steigenden Ansprüchen (an sich selbst und andere), dem immensen Konkurrenzdruck, oder sind die Menschen einfach anfälliger für Stress geworden? Sicherlich liegt die Antwort irgendwo in der Mitte. Doch Fakt ist, dass Führungskräfte sensibler werden müssen für die Symptome eines Burnouts – Bei sich selbst und bei ihren Mitarbeitern.
Unternehmen, und dazu zählen ja nun auch Krankenhäuser, werden nicht umhin kommen, sich immer stärker mit dieser Thematik auseinander zu setzen und entsprechende Hilfsangebote zu machen. Allein in 2007 fielen bundesweit Pflegekräfte wegen arbeitsbedingter Gesundheitsprobleme durchschnittlich 38 Tage aus. Das sind 16 Tage mehr als der Durchschnitt aller Arbeitnehmer (Quelle: Statistisches Bundesamt). Was Ärzte und andere Mitarbeiter in Krankenhäuser betrifft, gibt es derzeit keine Erhebungen.
„Nur wer wirklich brennt, kann auch ausbrennen“, lautet eine Aussage, die gerne genannt wird, wenn es um Burnout geht. Burnout trifft primär Leistungsträger. Die einen merken gar nicht, dass sie ausbrennen, da ihnen ihre Arbeit sehr viel Spaß macht und andere ignorieren bewusst die Symptome eines Burnouts.
Letztendlich lässt sich ein Burnout in sieben Phasen unterteilen:
Begeisterung & Idealismus
Reduziertes Engagement
Emotionale Reaktionen, Schuldzuweisungen, Depression
Abbau von Leistung, Motivation & Kreativität
Verflachung des sozialen und geistigen Lebens
Psychosomatische Reaktionen
Verzweiflung
Die Symptome, die damit einhergehen sind sehr unterschiedlich, je nach Konstitution, Herkunft und „subjektiv erlebtem“ Arbeitsumfeld. Die folgende Auflistung kann aber durchaus auch chronologisch verlaufen:
Lustlosigkeit; Gereiztheit; Gefühle des Versagens und der Sinnlosigkeit; Angst, nicht mehr den Anforderungen gewachsen zu sein; mangelndes Interesse am Beruf oder Aufgaben-bereich; permanente Müdigkeit und Erschöpft sein; Schlafstörungen; Konzentrations-störungen; Verzweiflung bis hin zu Hoffnungslosigkeit; Depressionen; Chronische Motivationslosigkeit; Stimmungsschwankungen; Körperliche Beschwerden( Kopf- und Rückenschmerzen, Magen-, Darm-Beschwerden, Hörsturz, Herzinfarkt, Schlaganfall); Rückzug von Kollegen, Kunden, Freunden und Bekannten.
Letztendlich lässt sich ein Burnout nicht durch „Willensstärke“ bekämpfen, sondern nur mit professioneller Hilfe. Gerade Führungskräfte stehen hier vor einer besonderen Herausforderung, denn sie müssen selbst einen Spagat bewältigen. Einerseits müssen sie eine potenzielle Überforderung bei ihren Mitarbeitenden erkennen und versuchen gegenzusteuern, andererseits müssen sie ihre eigenen starken Belastungen erfolgreich bewältigen.
Wenn Sie Führungskraft sind, erkundigen Sie sich als erstes, welche Unterstützungsmaßnahmen es vielleicht schon in Ihrem Krankenhaus gibt. Oftmals sind diese in den Häusern nicht bekannt, da unter Leistungsträgern gerade solche Themen gerne tabuisiert werden. Sollte es keine Unterstützung geben, ist dennoch der Betriebsarzt eine erste Anlaufstelle oder wenn es Sie persönlich betrifft, Ihr Hausarzt und ein entsprechender Psychotherapeut. Beide können Ihnen weiterhelfen. Generell gilt, dass das Thema Überforderung auch in Mitarbeitergesprächen einen Platz haben sollte und während des Jahres nicht ignoriert werden sollte.
Bei einem Mitarbeiter mit akutem Burnout am Arbeitsplatz kann folgende Vorgehensweise hilfreich sein:
• Sofort von der Arbeit entbinden
• Sofortiger Termin beim Betriebsarzt
Dieser wird dann meistens den Hausarzt konsultieren (evtl. erste Medikamente)
Ein weiterer möglicher Verlauf kann dann sein:
• Auswahl eines Therapeuten
• Einweisung in eine Klinik
• Weiterführende Therapie und eventuell medikamentöse Behandlung
• Wiedereingliederung in den Berufsalltag mit reduzierter Stundenzahl und konkretem Aufbauplan ( z.B. Hamburger Modell)
Die Folgen und Kosten, die durch Burnout entstehen, sind immens. Nach Ansicht von Experten entstehen jährlich mehrere Milliarden Euro Kosten durch das Erschöpfungssyndrom, von dem allein in Deutschland rund neun Millionen Menschen betroffen sind. Tendenz, weiter steigend. Nehmen Sie also das Thema Burnout nicht auf die leichte Schulter und machen Sie es auch in Ihrem Kollegenkreis und im Arbeitsumfeld zum Thema. Letztendlich ist Prävention immer das beste Mittel der Wahl. Gerade in Krankenhäusern sollte man das wissen…
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