Klinikmitarbeitende haben oftmals auch einfach nur Angst vor so vielen Veränderungen…

Es wird in Kliniken und auch auf dieser Sozialen Plattformen, wie zum Beispiel LinkedIn, viel darüber diskutiert, dass manche Leute „ewig Gestrige“ sind. Dass sie sich nicht verändern wollen, weil man es „halt immer so gemacht hat“. Ich erlebe jedoch, dass viele gar nicht so stur sind, sondern sie fühlen sich durch so viele Veränderungen überfordert und manche haben auch einfach nur Angst:

  • Angst, Gewohntes zu verlieren
  • Angst, es nicht zu schaffen
  • Angst, dass die viele Arbeit umsonst ist (meistens schlechte Erfahrungen gemacht)
  • Angst, dass die eigene Existenz durch die Veränderung bedroht wird
  • Angst, dass noch mehr Arbeit auf sie zukommt
  • und vieles mehr

Meistens werden diese Ängste aber nicht thematisiert und ignoriert. Überforderung wird negiert. Stattdessen wird gesellschaftlich lang und breit darüber diskutiert, wie mangelhaft das deutsche Klinikwesen ist, was sich alles ändern muss und wie viel Inkompetenz angeblich in der Führungsetagen vorherrscht (neben Unmenschlichkeit und Geldgeilheit). Jeder hat eine Meinung dazu, was sich ändern muss und jeder weiß es besser, als der Nächste. Auf jeden Fall sollen:

  • die Kosten runter
  • die Patienten- und Mitarbeiterzufriedenheit hoch
  • die Medizinischen Leistungen sollen qualitativ hochgehalten werden, besser noch steigen
  • die Zwei-Klassen-Medizin muss weg (was die Finanzierung auch nicht leichter macht…)
  • der Personalmangel muss behoben werden
  • Ausländische Fachleute rekrutiert und integriert werden
  • Pflegekräfte sollen wieder mehr Berufung im Job finden
  • Ärzte sich mehr um die menschlichen Bedürfnisse der Patienten kümmern
  • Kliniken modern sein, aber auch eine „Wohlfühl-Atmosphäre“ bieten und bitte immer auf dem neuesten Stand (baulich, wie medizinisch)
  • die Mahlzeiten wenig kosten, aber jeden Geschmack treffen (ein bisschen Gourmet wäre auch nicht schlecht)
  • die Mitarbeitenden sich immer ihre Schichten aussuchen können, gleichzeitig soll aber alles gut abgedeckt sein
  • Generell alle, trotz Personalmangel, weniger arbeiten, aber nicht auf Kosten von Wartezeiten für den Patienten, oder das Angebot generell
  • alle mehr verdienen, aber die Kassenbeiträge sollen für den einzelnen nicht steigen
  • die Digitalisierung nach vorne gebracht werden

und, und, und…

Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber ich werde schon vom Auflisten müde.

Doch es gibt nur wenige Ideen und noch weniger Unterstützung bei dem Thema: Wie soll das Ganze eigentlich umgesetzt werden? Da werden Kliniken oft alleine gelassen. Stattdessen sollen 1/3 der Kliniken weg vom Markt, dann wird alles besser…

Doch dann fängt die Arbeit erst richtig an, denn man kann Menschen nicht einfach wie auf einem Schachbrett hin- und herschieben und erwarten, dass alles sofort besser wird. Nicht alle Veränderungen auf einmal umgesetzt haben wollen.

Ja, es mag sein, dass Kliniken vieles verschlafen haben, aber meistens nicht, weil die Mitarbeitenden (von der Krankenschwester/-pfleger  bis zum Geschäftsführer*in) Däumchen gedreht haben…

Wie wäre es mit ein wenig mehr Empathie für ALLE Klinikmitarbeitenden und konkrete, praxisnahe Vorschläge, wie sich einzelne Veränderungen umsetzen lassen. Gerade in einer Plattform, wie LinkedIn, erwarte ich mir mehr umsetzbare (auch gerne kleine) Vorschläge, statt so viel Schelte oder Mitleid mit den angeblichen Opfern (Pflegekräfte) des Gesundheitswesens.

Mitleid ändert auch nichts an der Situation des einzelnen Mitarbeitenden. Die Leute brauchen gute Ideen für den Alltag, die nicht gleich eine Gesetzesänderung bedürfen oder einen Systemwechsel vorschlagen. Natürlich gibt es einige gute Beispiele (siehe Waldkliniken), die auch aufzeigen, wie es gehen kann. Doch braucht es mehr davon. Aus der Praxis für die Praxis. Das wünsche ich mir hier und für die vielen Klinikmitarbeitenden, die einfach nur ein wenig Angst vor all‘ den Veränderungen haben. Und für die, die noch nicht so viel Praxiserfahrung haben, aber jetzt in Kliniken anfangen zu arbeiten.

#mehrpraxisvorschläge #Veränderungen #Klinikcoach